Content Marketing braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Ich bin eine ungeduldige Frau. Beim Bloggen motiviert bleiben – das ist für mich wirklich eine Challenge. Ich liebe es, mit neuen Dingen anzufangen und brauche am besten sofort Feedback. Gleichzeitig habe ich die größte Angst vor Feedback. Ich halte deswegen neue Projekte lange geheim, um zu sehen, ob es sich überhaupt lohnt, davon zu erzählen – nicht, dass ich wieder aufgegeben habe und die Erwartungen der Leute enttäusche.
Ich habe große Probleme damit, nicht sofort Ergebnisse zu sehen und fürs Bloggen motiviert zu bleiben. Warum zu Hölle mag ich Content Marketing überhaupt? Warum bin ich nicht Ad-Expertin? Was reizt mich an organischem Wachstum, wenn ich dafür überhaupt nicht die Geduld habe? Und wie schaffe ich es, am Ball zu bleiben?
Das Prinzip „Gut Ding will Weile haben“
Es ist wahrscheinlich die Garten-Analogie, die ich so mag. Kennt ihr das Gefühl, den Balkon Anfang März schon bepflanzen zu wollen? Und dann gehen im April alle Pflanzen ein, weil es nochmal geschneit hat. Ich versuche, diesem Drang zu widerstehen und ziehe manche Pflanzen in der Wohnung vor, nur, um sie dann doch viel zu früh ins Freie zu setzen. Letztes Jahr habe ich aber eine winterharte Clematis auf den Balkon gesetzt. Sie war mickrig und reichte bis Ende des Sommers nur ca. 60 Zentimeter das Rankgitter hoch.
Dieses Jahr, mitten im März, ist sie doppelt so hoch und ich sehe die ersten Knospen. Ich werde ein größeres Rankgitter bauen. Für etwas belohnt werden, um das man sich vor einem Jahr gekümmert hat ist so ein unglaublich gutes Gefühl! Es ist sogar ein bisschen besser, als der sofortige Dopamin-Kick, wenn der Applaus direkt auf die Perfomance folgt. Ich fühle mich selbstwirksam. Content Marketing hat denselben Effekt: Wenn ich heute in meine Analytics schaue und überrascht feststelle, dass ein fast zwei Jahre alter Artikel Fuß gefasst hat und ich nur dadurch regelmäßig Traffic auf meine Seite bekomme, kickt das anders.
Die Frage ist nur: Wie kann ich mich in der Zwischenzeit motivieren, dran zu bleiben?
Ein oder sogar zwei Jahre Bloggen und, äh, warten – klingt schrecklich. Auch, wenn man sein „Warum“ kennt, wie oft geraten wird (und was ich absolut richtig finde), ist es doch frustrierend, wenn es so lange braucht. Deswegen war ich auf der Suche nach Methoden, um selbst im Tun zu bleiben. So bleibt es nicht beim frommen Wunsch, Routinen zu etablieren:
Methode 1: Positive Verstärkung – ein Plan für die Blogger-Routine
Wer Kinder hat, kennt vielleicht den Verstärkerplan. Damit kleben sich Kinder einen Aufkleber für erwünschtest Verhalten (z.B. Zimmer aufräumen) auf ein Plakat. Haben sie eine bestimmte Anzahl an Aufkleber erreicht, gibt es eine kleine Belohnung. Es gibt keine Bestrafung, wenn mal nicht aufgeräumt wird – dann dauert es einfach länger, bis man die Belohnung bekommt. Sonst verknüpft man den Plan eher mit „Angst vor Strafen“, was in Zwang mündet und wir wollen keine negativen Gefühle dem Aufräumen gegenüber aufbauen.
Wir haben so einen Plan für uns im Flur hängen und alle machen mit, auch mein Mann und ich. Das wirkt gut, denn so verstärkt die Vorbildfunktion das Durchhalten. Wir starten mit: „Viele Hände, schnelles Ende“ und können zum Beispiel nach 15 Aufklebern zusammen ins Kino gehen.
Ich dachte mir irgendwann: Warum übertrage ich das nicht auf meine Arbeit?
Ich habe mir also ein Plakat aufgehängt und kreuze nach jedem veröffentlichten Artikel ein Kästchen ab und stecke zusätzlich 5 Euro in eine Spardose. Das klingt schon ein bisschen albern, ich weiß. Mir hilft es tatsächlich sehr.
Methode 2: Unterlassung – Keine Zahlen tracken, um fürs Bloggen motiviert zu bleiben
Ich etabliere stattdessen alternative Zwischenziele als System. Ich probiere gerade, mir kleine Zwischenziele zu setzen, die einen Belohnungscharakter haben, aber mit dem Prozess zu tun haben. Die Voraussetzung ist nur, dass es etwas ist, das ich kontrollieren kann:
Nehmen wir an, ich erstelle einen neuen Blog für ein Hobby und ich möchte nicht, dass es nach ein paar Monaten doch wieder versandet (been there too many times). Dann könnten die Zwischenziele so aussehen: Wenn ich 5 Blogpost geschrieben habe, darf ich einen Pinterest Account erstellen, wenn ich 10 Artikel geschrieben habe, darf ich das Layout bearbeiten. Das klingt für manche vielleicht seltsam, aber mir macht es oft mehr Spaß, etwas Neues einzurichten oder etwas an der Optik zu verändern, als stur dem Plan „Zwei Artikel pro Woche“ zu folgen.
Es ist ein System für mein „Shiny Objects-Syndrom“.
Für dich kann das etwas anderes sein, mit dem du dich belohnst. Vielleicht ist dein Problem gar nicht das Schreiben von Artikeln, sondern das Marketing drumherum. Dann machst du es so: Wenn du deinen Pinterest-Account erstellt hast, darfst du einen Artikel schreiben.
Methode 3: Flexibilität einhalten
Planvoll flexibel sein klingt paradox, ist es aber nicht. Denn wenn mein Redaktionsplan mehr einer Richtlinie gleicht und weniger einem Kalender, bleibe ich beim Bloggen motiviert und schaffe es, die Anzahl an Themen für einen Monat einzuhalten.
Ich gestalte meinen Redaktionsplan so, dass ich nach der Themenfindung und der Keywordrecherche meine Themen auf Monate verteile. Dann überlege ich, wie viele Artikel pro Monat realistisch sind und verteile die Themen inkl. ihrer Fokus-Keywords sinnvoll. Ich schreibe es mir aber nicht in den Kalender, an welchem Tag ich etwas veröffentliche, ich lasse die Liste offen. So kann ich auch mal meiner Motivation folgen und blogge über ein anderes Thema, als das, was in der Liste als nächstes auftaucht.
Das hat den Vorteil, dass die Themen geplant sind, zeitlich aber flexibel ausgeführt werden. Ich ziehe auch mal ein Thema aus dem April in den März, bleibe aber konsistent dabei, dass ich in einem Monat 6-8 Artikel schreiben möchte.
Wenn ich in einem Monat die Anzahl an Artikel geschrieben habe und meine Liste für den Monat komplett grün markiert ist, bin ich zufrieden. Es lähmt mich nicht mehr, dass ich auf das jeweilige Thema keine Lust hatte und drumherum prokrastiniere. Ich komme leichter wieder ins Tun.
Zur Flexibilität gehört auch, dass ich spontan ein Thema einschiebe, wenn ich darauf Lust habe. Das muss nicht mal SEO-optimiert sein, es muss vielleicht einfach mal raus. Das macht einen Blog authentisch und lebendig und bedeutet nicht, dass du damit zwangsläufig die Ausrichtung verwässerst und die Zielgruppe vor den Kopf stößt.
Bonus-Methode für’s Bloggen: Motiviert bleiben durch Lieb-sein
Ich höre immer wieder: Du musst deinen Blog wie ein Business behandeln. Nunja. Du hast ja wahrscheinlich ein Business, das du mit dem Blog unterstützt, also musst du nicht so tun als ob. Sowas tönt nach Hustle Culture und es ist nicht nötig, sich durch solche Ansagen verwirren zu lassen, um motiviert zu bleiben beim Bloggen. Manche Aussagen sind eher dazu da, Angst zu schüren und gehören zu den eher manipulativen Marketing-Taktiken. Sich das bewusst machen, hilft dabei, sich abzugrenzen.
Es ist einfach, sich dafür zu verurteilen, seine Ziele nicht erreicht zu haben – und sei es nur, dass du in einer Woche mal nichts geschrieben hast. Mal im Ernst: Wenn du selbstständig bist und kein großes Team hast oder jemanden, der dich beim Marketing unterstützt, dann ist völlig klar, dass es nicht immer klappt, konsistent zu sein. Ich darf mit mir selbst nachsichtig sein. Wenn von Mitte Januar bis Ende Februar zwei Kleinkinder im Wechsel krank sind, man nebenher noch arbeitet und den Haushalt macht – was für eine Maschine müsste man sein, sich stoisch an einen Redaktionsplan zu halten?
Fange ich nämlich dann damit an, mich mit Selbstständigen ohne Kinder zu vergleichen, lande ich in einer Spirale aus Schuldzuweisung, schlechtem Gewissen mir, den Kindern, Kund*innen und der Welt generell gegenüber und stecke fest.
Es ist wie mit dem Verstärkerplan: Punktabzug würde die Motivation torpedieren. Sich selbst klein machen für Umstände ist sinnlos. Wichtig ist, wie ich die Situation im Moment bewerte. Ich darf mir also sagen:
„Es ist normal, dass ich diesen Monat nicht so viel Content kreieren kann, denn meine Prioritäten liegen aktuell woanders. Und das ist ok. Es kommen andere Zeiten und dann gehe ich wieder frisch ans Werk.“
Brauchst du noch mehr Input?
- Dranbleiben ist das eine – planvolles vorgehen hilft zusätzlich. Hier erfährst du, was alles zu einer Content-Stratgie gehört.
- Oder startest du gerade erst und möchtest wissen, was überhaupt die Vorteile von Content-Marketing für dich sind.
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